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Tanzprojekt "Das tanzende Klassenzimmer"

Jungenklasse 5c am St. Hildegardis-Gymnasium machte begeistert mit

Foto: St. Hildegardis Gymnasium
Foto: St. Hildegardis Gymnasium

Zum zweiten Mal nahm das St. Hildegardis-Gymnasium am Tanzprojekt 180°DREHUNG teil. Finanziert und organisiert wurde das Projekt durch das nrw landesbuero tanz. In diesem Jahr erhielt die Jungenklasse 5c (am St. Hildegardis-Gymnasium werden Jungen und Mädchen bis zur Oberstufe getrennt unterrichtet) die Chance, zusammen mit dem bekannten Choreografen Claude de Souza mit künstlerischen Ausdrucksformen zu experimentieren und die eigene Kreativität zu entdecken.

 

Claude de Souza und Jungen aus der Klasse 5c blicken in einem Interview mit Lehrer Dr. Jens Nürnberger zurück auf die mehrmonatige Projektzeit.

 

Herr de Souza, Sie haben als Choreograf für Stars wie Sarah Connor und Tina Turner gearbeitet, führen aber auch schon seit vielen Jahren Projekte mit Schulklassen durch. Wer ist eigentlich anstrengender; die Stars oder die Klassen?

 

Claude de Souza: Das kann man nicht einfach beantworten, es hängt sehr von dem Star ab. Sowohl bei der Arbeit mit Kindern als auch mit Stars gibt es schwierige Phasen aber auch sehr erfüllende.

Jorin: Ich fand das Projekt richtig cool. Besonders auch, dass Claude sich für uns Zeit genommen hat und uns so geduldig alles gezeigt hat.

 

Tanzen Mädchen wirklich lieber als Jungen?

 

Claude de Souza: Dem stimme ich zu. Bei Jungs bestätigt sich oft das Klischee, dass sie am liebsten Fußball spielen. Wenn sich die Jungen aber für das Tanzen interessieren, dann können sie wirklich gut sein.

Clinton: Finde ich nicht. Es gibt auch viele Jungen, die gerne tanzen, aber auch einige Mädchen, die es nicht mögen und lieber Fußball spielen.

Elias: Ich tanze zum Beispiel sehr gerne!

 

Das Projekt ging über mehrere Monate mit zum Teil wöchentlichen Proben, was war für Sie und für Euch die größte Herausforderung?

 

Claude de Souza: Begonnen haben wir das Tanzprojekt unter dem Leitthema "Respekt". Natürlich haben die Jungen auch Respekt voreinander gezeigt und dennoch kam es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen bei den Proben, jeder hat halt eine eigene Ansicht und will seinen Willen durchsetzen. Dadurch kam ich dann zu der Idee, das Thema zu verändern. Ich habe der Klasse die Frage gestellt: „Wie entschärft ihr einen Konflikt?“ Und ab da war die Klasse auf meiner Seite, denn jetzt haben sich viele dazu eingebracht. Wir haben zusammen erarbeitet, dass ein Konflikt nicht nur verbal sein muss, sondern dass auch Mimik und Gestik eine Rolle spielen. Hier haben alle dann gezeigt, dass sie miteinander arbeiten wollen und nicht gegeneinander.

Max: Schade war, dass wegen Corona immer wieder Kinder krank waren und daher nicht alle mitmachen konnten.

Till: Und, dass nicht alle immer auf Claude gehört haben.

 

Was war der schönste Moment bei dem Projekt? Zunächst geht die Frage an Sie, Herr de Souza.

 

Claude de Souza: Wenn man sieht, wie das ganze Projekt Fahrt aufnimmt, wenn die Schüler sich nach und nach einbringen und man merkt, dass man viele erreicht und alle auf ein Ziel hinarbeiten. Und natürlich war das Endergebnis super.

Julian: Mir hat die Generalprobe gut gefallen, weil wir dann endlich in der Kirche geprobt haben, mit Licht und allem Drum und Dran, da hatte ich richtig das Gefühl, auf der Bühne zu stehen.

Tim: Mir hat gefallen, dass wie als Klasse auch mitbestimmen konnten, wie das mit dem Tanzen ablaufen soll.

Benaiah: Genau! Wir haben zum Beispiel dann noch entschieden, dass auch der Krieg im Tanz vorkommen soll.

Claude de Sousa: Ja, dass der Krieg noch als Thema in dem Projekt vorkommt, war an sich nicht geplant. Ich wollte dann mit den Jungen gemeinsam zeigen, dass ein Konflikt, wie er momentan im Großen in der Ukraine stattfindet, auch im Kleinen zwischen 26 Schülern einer Klasse beginnen kann. Jeder sollte die Frage für sich beantworten, wie entschärfe ich einen Konflikt.

 

Hat das Tanzen was für Euch als Klasse gebracht?

 

Ben: Ja, vorher haben wir uns mehr gestritten, beim Tanzen haben wir zusammenarbeiten müssen.

Benaiah: Wir haben auch besprochen, wie man Streit lösen kann und das im Tanz ausdrücken kann.

Arthur: Manche Kinder sind dadurch Freunde geworden, andere haben sich eher getrennt, da sie gemerkt haben, dass sie andere Interessen haben.

Torben: Find ich auch, vor der Aufführung mochte ich manche Kinder nicht, das ist jetzt anders.

 

Die Aufführung war dann ja im Rahmen des Schulgottesdienstes. Passt Tanzen in den Gottesdienst oder ist Tanzen sogar Gottesdienst?

 

Myles: Tanzen kann gut zur Kirche passen. Es gibt aber zwei Arten von Kirche. Die ernste und nicht spaßige Kirche und so eine Kirche wie an der Schule, eine Kirche mit Tanz und Gefühlen, wo man mitmachen kann.

Clinton: In Nigeria, wo meine Familie herkommt, tanzen Menschen viel in der Kirche. Sogar die Prügelei, die wir getanzt haben, hat in die Kirche gepasst, weil Jesus den Frieden in die Welt gebracht hat und wir wollten auch zeigen, wie wir den Frieden in die Welt bringen können.

Claude de Souza: Ich würde sagen ja, wenn man weiß, dass Gott alles gemacht hat, dann ist auch Tanz seine Schöpfung. Alles, was wir als seine Geschöpfe ohne Hintergedanken in seinem Namen, im Namen des Friedens und der Nächstenliebe machen, ja, das ist Gottesdienst.

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