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Hochwasserkatastrophe: Für Betroffene die richtigen Worte finden

Foto: Achim Pohl I Bistum Essen
Foto: Achim Pohl I Bistum Essen

Diakon Stephan Koch ist nicht nur Flüchtlingsbeauftragter der katholischen Stadtkirche Duisburg, er ist mit einer halben Stelle parallel auch Notfallseelsorger im Bistum Essen. Die dortige Pressestelle hat ihn aus aktuellem Anlass um Ratschläge gebeten, wie es Freunden und Angehörigen von Hochwasseropfern gelingen kann, die richtigen Worte zu finden, um den Betroffenen Trost zu spenden und zu zeigen, dass sie in ihrer Not nicht allein sind.

 

Sein Rat: Nicht aus der eigenen Rolle fallen.


• Bleib in deiner Rolle, die dir zusteht.
• Versuch nicht, Psychologe zu sein.
• Frag den Anderen, was er braucht.
• Begleite ihn auf seinem Weg zum Neuanfang.
• Vertraue auf dein Bauchgefühl.

Viele Menschen aus den vom Hochwasser stark betroffenen Gebieten sind aktuell noch mitten im Aufräumen des Chaos, das die Naturgewalt hinterlassen hat. Wasser und Schlamm aus den Häusern pumpen, Sperrmüll auf die Straße schaffen, an Wertsachen retten, was noch zu retten ist. Viel Zeit zum Durchatmen und Gedanken fassen bleibt da oft nicht. Und in den wenigen kurzen Momenten kommen sie dann doch: Ängste, Zweifel und Ratlosigkeit – wie geht es weiter? Wie schaffen wir das? Auch für Angehörige der Hochwasseropfer ist es dann nicht immer einfach, die richtigen Worte zu finden.


Für den Notfallseelsorger im Bistum Essen ist es besonders wichtig, dass die Menschen, die in Gesprächen helfen wollen, auf jeden Fall in ihrer Rolle bleiben, die ihnen zusteht – etwa als Bruder, Schwiegermutter oder Freund. „Man sollte ehrlich und authentisch sein und nicht versuchen, den Hobbypsychologen zu spielen“, sagt der 49-Jährige. „Dann gilt vor allem: "Ich komme als der, der ich bin."


"Die Menschen haben eine hochdramatische Verlusterfahrung gemacht und stehen vor dem Nichts, wissen oft nicht, was sie als Nächstes tun sollen", sagt Koch. "Dinge, die für nicht Betroffene ganz normal sind, wie etwa die Nacht in einem eigenen Bett, sind den Hochwasseropfern auf unbestimmte Zeit genommen.“ Erstmal genau zuhören und dann einfach fragen, was der Andere jetzt gerade brauche, sei oft die beste Hilfe in einer solchen Situation. "Meistens bekommt man dann eine gute Antwort, kann sie auf ihrem Weg begleiten, gemeinsam mit ihnen Neues aufbauen", sagt der Seelsorger. Dabei zähle vor allem das eigene Bauchgefühl, sich so zu verhalten, wie es sich in diesem Moment richtig anfühlt - und bei Bedarf einfach anzupacken und zu helfen, wo es gerade am nötigsten ist.

 

Text: Lisa Myland I Bistum Essen

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