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Ökumenischer Gottesdienst in Duisburg zum Tag der Menschenrechte

Foto: Bartosz Galus
Foto: Bartosz Galus

Mit einem ökumenischen Gottesdienst zum Thema Menschenrecht auf Religionsfreiheit trugen die Evangelische und die Katholische Kirche in Duisburg zum internationalen Tag der Menschenrechte bei. „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“, zitierte Stadtdechant Roland Winkelmann bei der Begrüßung aus der Bibel, angesichts der wenigen Gottesdienstbesucher, die der Einladung in die Kulturkirche Liebfrauen gefolgt waren.

 

Dabei hatte der Paragraf 18 der Erklärung der Menschenrechte dem ökumenischen Vorbereitungskreis des Gottesdienstes viele wichtige Denkanstöße geliefert. Winkelmann las ihn vor: „Jeder Mensch hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, die Religion oder Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, die eigene Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.” Der Stadtdechant erklärte, warum das Thema aus seiner Sicht Christen nicht gleichgültig sein kann. „Leider erfahren viele Christ*innen weltweit, dass ihr Glauben und auch ihre Freiheit und mitunter ihr Leben in Bedrängnis geraten, statt den gebührenden Schutz und Respekt zu erfahren“.

Religions- und Glaubenfreiheit keine Selbstverständlichkeit

Dieser Respekt vor Freiheit der Glaubensausübung fehlt etwa den koptischen Christen in Ägypten, wie Diakon Stephan Koch berichtete: „Der Staat Ägypten ist noch lange nicht bereit, die Kopten wirklich gleich zu behandeln.“ Besonders eindrücklich fiel im Gottesdienst der Bericht eines Presbyters über die Situation in seiner iranischen Heimat aus: „In diesen Tagen gehen Tausende Demonstranten auf die Straße und schreien nach Freiheit: Zan, Zendegi, Āzādi - Frauen, Leben, Freiheit! Aber das Regime tötet Kinder und Jugendliche mit Kugeln“, erzählte er sichtlich bewegt. „Ich frage, wann und wie werden die UN und die Staaten der Welt eingreifen, um die Menschenrechte und die staatsbürgerlichen Rechte in Iran zu schützen?“

 

Auch in Deutschland wird Glaubensfreiheit bedroht, stellte Pfarrer Sören Asmus vom Dialogreferat des Kirchenkreises fest. „Menschen jüdischen Glaubens sind sich tagtäglich bewusst, dass sie angegriffen werden könnten“, sagte er. „Gleichzeitig erleben Frauen, die ein Kopftuch tragen, offene Gewalt. Der Anschlag in Hanau vor zwei Jahren macht auch Muslim*innen bewusst, dass ihr Leben jederzeit in Gefahr sein kann.“

 

Superintendent Dr. Christoph Urban fasste in seiner Predigt zusammen: „Religionsfreiheit ist Menschenrecht, es liegt an uns, sie zu schützen — hier bei uns und auch in der Welt. Wir feiern heute den Tag der Menschenrechte, weil er auch eine Feier der Liebe Gottes ist. Dafür sind wir dankbar. Dafür wollen wir einstehen. Daran sind wir erkennbar.“

 

In der Werkkiste, der katholischen Jugendhilfeeinrichtung im Duisburger Norden hatten sich vor dem Gottesdienst Teilnehmende und Mitarbeitende mit dem Thema Menschenrechte beschäftigt. Quartierskümmerinnen Shabnam Shariatpanahi brachte zwei große Schattenrisse voller kleiner Zettel mit in den Gottesdienst, auf denen in Arabisch, Romanes, Englisch und Deutsch die persönlichen Gedanken der Zettelschreiberinnen standen. „Schafft Frontex ab!“ „Ich kann überall meine Muttersprache sprechen“, „Mein Menschenrecht ist es, zu sagen, was ich sagen möchte“, „Meinungsfreiheit, Respekt, Menschengefühl!“ „Wir leben Menschenrechte Tag für Tag“, sagte Shabnam Shariatpanahi über die Arbeit in der Werkkiste.

 

Text: Sabine Merkelt-Rahm

 


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Ökumenischer Gottesdienst zum Tag der Menschenrechte 2022 in der Kulturkirche Liebfrauen in Duisburg
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