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Stadtdechant gibt RP ein Interview

Roland Winkelmann im Gespräch mit Peter Klucken

Am  5. Februar 2021 erschien in der Rheinischen Post im Duisburger Lokalteil ein Interview mit Stadtdechant Pfarrer Roland Winkelmann. Darin ging es um die aktuellen Diskussionen um Kardinal Wölki, die Glaubwürdigkeit der Kirche und das Leid der Missbrauchsopfer. Das Gespräch mit Stadtdechant Winkelmann führte Peter Klucken. Hier das Interview im Wortlaut:

Peter Klucken:

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist in den Augen vieler Katholiken untragbar geworden. Nach dem Diözesanrat, dem so honorige Menschen wie der Solinger Bürgermeister angehören, hat sich nun auch Ihr direkter Kollege, der Kölner Stadtdechant Robert Kleine, vom Kardinal öffentlich distanziert. Was geht Ihnen da durch den Kopf?

Roland Winkelmann:

Der Kölner Stadtdechant sagte, Kardinal Woelkis Anspruch als Aufklärer in der Missbrauchskrise sei „desavouiert.“ Ich finde es nur noch schrecklich, was in Köln vor sich geht, wieviel Schaden unserer Kirche hier zugefügt wird, wieviele Menschen, auch Wohlmeinende, vor den Kopf gestoßen und abgestoßen werden, und, das ist das Allerschlimmste, wie Menschen, die Opfer von Missbrauch geworden sind, hier neues Leid zugefügt wird. Es ist eine Tragödie.
 
Peter Klucken:

Margot Käßmann trat im Februar 2010 als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und als Bischöfin, ohne zu zögern, zurück, als sie von der Polizei bei einer Autofahrt mit zuviel Alkohol im Blut erwischt wurde. Ihren Rücktritt begründete sie damit, dass sie an Glaubwürdigkeit eingebüßt habe. Heute ist Margot Käßmann eine geachtete evangelische Theologin. Täte es der katholischen Kirche gut, wenn sie auch den Gesichtspunkt der Glaubwürdigkeit so hoch achten würde wie einst Margot Käßmann?

Roland Winkelmann:

Natürlich muss die Glaubwürdigkeit in unserer Kirche ganz oben stehen, denn wenn Wort und Tat, Botschaft und Leben nicht übereinstimmen, sogar im Widerspruch zueinander stehen, verraten wir unseren Auftrag und, viel schlimmer noch, den, von dem wir den Auftrag haben, Jesus Christus. Glaubwürdigkeit hängt aber immer von Personen und Handelnden ab, und da sehe ich zum Glück bei vielen Bischöfen ehrliche Anstrengungen, den Missbrauchsskandal aufzuklären und verlorene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.
 
Peter Klucken:

Vor einigen Jahren sorgte der Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst mit seiner Prunksucht für ein Anwachsen der Kirchenaustritte, nun treten in Köln viel mehr Katholiken als sonst aus der Kirche aus. Fürchten Sie, dass die gesamte katholische Kirche in Deutschland wegen Kardinal Woelki Schaden nimmt?

Roland Winkelmann:

Ich befürchte es sehr, denn die Enttäuschung und Verbitterung der Menschen macht nicht an der Bistumsgrenze halt, und leider werden alle positiven Bemühungen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit durch solche Skandale überdeckt und zunichte gemacht.
 
Peter Klucken:

Ihr Vorgänger, Stadtdechant Lücking, sagte mal in einem RP-Interview, dass durch Kirchenrepräsentanten wie der Limburger Bischof Tebartz-van Elst der positive “Franziskus-Effekt”, gemeint ist der jetzige Papst, zum Teil zunichte gemacht wird. Wie sehen Sie das?

Roland Winkelmann:

Stadtdechant Lücking muss diese Einschätzung wohl ziemlich zu Beginn des Pontifikates von Papst Franziskus abgegeben haben, denn dieser positive „Franziskus-Effekt“ ist nicht eingetreten. Die Hoffnung auf Öffnung der Kirche ist unter Papst Franziskus nicht so erfüllt worden, wie viele sich das gewünscht hätten.
 
Peter Klucken:

Was sagen Sie Katholiken, die angesichts des Verhaltens von Kardinal Woelki mit sich hadern, ob sie der katholischen Kirche den Rücken kehren sollen?

Roland Winkelmann:

Zuerst einmal sage ich diesen Menschen, dass ich ihren Ärger, ihre Wut, ihre Enttäuschung gut verstehen kann. In einem zweiten Schritt würde ich versuchen, ihren Blick auf das Positive und Gute in katholischer Kirche zu lenken, das es ja auch gibt. Und in einem dritten Schritt würde ich ihnen sagen, dass sie, egal wie auch immer ihre Entscheidung ausfallen mag, in der Kirche immer willkommen sind.
 
Peter Klucken:

Der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, ihr Chef also, hat sich meines Wissens zu Woelki noch nicht geäußert, gilt aber als glaubwürdig, gerade weil er beim schuldhaften Wegsehen der katholischen Kirche sich selber nicht ausnimmt. Ist das Klima im Bistum Essen aus Ihrer Sicht erträglich?

Roland Winkelmann:

Das Klima im Bistum Essen ist mehr als erträglich, und das sage ich jetzt nicht, weil Bischof Overbeck diese Zeilen garantiert zu lesen bekommt. Ich erlebe unseren Bischof als ehrlich betroffen von dem Unrecht, das Menschen zugefügt worden ist, und als aufrichtig bemüht, das Vergangene aufzuarbeiten und für die Zukunft neues Unrecht mit allen Kräften zu verhindern.
 
Peter Klucken: 

Pandemie und die Woelki-Affäre, die bundesweit Schlagzeilen macht: Ist Ihr Amt als Duisburger Stadtdechant zurzeit besonders schwierig?

Roland Winkelmann:

Was mir am meisten zu schaffen macht, ist der Verlust an Begegnung und zwischenmenschlichen Kontakten. Virtuelle Besprechungen und Veranstaltungen sind sinnvoll und hilfreich, aber letztlich können sie die persönliche Begegnung, das Miteinander nicht ersetzen. Vieles ruht, ist derzeit nicht möglich, aber Kirche lebt von Begegnung. So ist mein Wunsch, dass wir uns bald wieder ungezwungen und unverkrampft treffen können, und das möglichst ohne institutionelles Störfeuer.

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Kommentare: 2
  • #1

    Winfried Jakobi (Dienstag, 09 Februar 2021 18:29)

    Sehr geehrter Herr Stadtdechant Winkelmann,

    meine Anfrage bezieht sich nicht auf das Interview mit Herrn Klucken.

    Es geht um Ahnenforschung: Mein Vater, Fritz Jakobi, ist 1920 in Duisburg-Marxloh geboren worden. Da die Familie in der Henriettenstraße bis Ende der 30er Jahre wohnten, glaube ich, dass er in der damaligen St. Paulus Kirche, die sich unweit der Henriettenstraße befindet, getauft wurde. Seine Eltern, Matthias und Rosa Jakobi werden in dieser Kirche wohl geheiratet haben, 1918 oder 1919. Vaters noch fünf jüngeren Geschwister müssen ebenfalls in dieser Kirche getauft worden sein. Seine Mutter, meine Oma, Rosa Jakobi starb bei der Geburt des sechsten Kindes 1934. Mein Vater war damals 14 Jahre alt. Er besuchte die 8-jährige Henrietten-Volksschule. Es spielte sich wohl alles in der Gemeinde der St. Paulus Kirche ab.
    Ich habe heute versucht, um an entsprechenden Daten zu kommen, bei der Kirchengemeinde St. Paulus in Marxloh nachzufragen, ob in dortigen alten Kirchenbüchern etwas darüber zu erfahren ist.
    Leider musste ich feststellen, dass die Pfarrkirche St. Paulus nicht mehr in Betrieb ist. Ich konnte auch keinen Ansprechpartner finden, um zu erfahren, wo die entsprechenden Kirchenbücher aufbewahrt werden und wen ich deswegen ansprechen kann.
    Ich selbst wohne in Dinslaken.
    Deshalb meine Bitte an Sie, Herr Stadtdechant: Können Sie mir da weiterhelfen?
    Ich wäre Ihnen sehr dankbar.

    Mit freundlichen Grüßen

    Winfried Jakobi






  • #2

    kath. Stadtkirche (Mittwoch, 10 Februar 2021 11:58)

    Lieber Herr Jakobi, wir haben Ihre Anfrage an das Pfarrbüro St. Johann in Duisburg-Hamborn weitergeleitet. Fragen Sie doch bitte dort einmal in einigen Tagen nach. Die Kontaktdaten finden Sie auf der Website von St. Johann unter https://propstei-st-johann.jimdo.com/