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Jahresstatistik 2020 fällt aus dem Rahmen

„Weniger Kirchenaustritte kein Grund zur Freude“

In der vergangenen Woche hat das Bistum Essen zeitgleich mit allen deutschen Bistümern sowie der evangelischen Kirche seine kirchliche Jahresstatistik für 2020 herausgegeben. Sie zeigt auch für Duisburg: Diese Statistik fällt deutlich aus dem Rahmen dessen, was in Anbetracht der Zahlen aus den vergangenen Jahren zu erwarten war. So scheint sich auf den ersten Blick der Trend der stetig steigenden Kirchenaustritte in 2020 mit 542 Austritten im Gegensatz zu 841 Austritten in 2029 umgekehrt zu haben.


Das sei aber kein Grund zur Freude, betont Stadtdechant Roland Winkelmann. Denn diese Zahlen seien eher auf die lockdownbedingt schleppenden Bearbeitungszeiten beim Amtsgericht zurückzuführen, als auf eine wirkliche Trendumkehr bei Austrittswilligen. „Wir müssen leider fest davon ausgehen, dass bei der nächsten Jahresstatistik die Zahlen wieder in die Höhe schnellen werden“, bedauert auch Katholikenratsvorsitzender Daniel Wörmann. Die Ursache sehen beide in der weiterhin anhaltenden Diskussion um den Umgang der katholischen Kirche mit den Missbrauchsfällen sowie der gerade in diesem Jahr sehr kontrovers geführten Diskussion um notwendige Reformen innerhalb der Kirche. „Es wäre naiv zu erwarten, dass diese Kontroversen langfristig keine Auswirkungen auf unsere Mitgliedszahlen haben werden,“ bedauert Stadtdechant Winkelmann.


Was Roland Winkelmann im Rückblick auf das letzte Jahr ebenso, wenn auch aus ganz anderen Gründen, sehr bedauert, das ist die gesunkene Anzahl an Taufen und Hochzeiten, die in der aktuellen Jahresstatistik 2020 für Duisburg ausgewiesen werden. Demnach wurden im vergangenen Jahr 206 Taufen weniger gefeiert als noch ein Jahr zuvor (2019: 482 Taufen, 2020: 276 Taufen). Auch hier spielt natürlich der erste Lockdown eine große Rolle. Denn nach Schließung aller Kirchen für den Gottesdienst konnten im vergangenen Jahr ja auch Taufen nur noch unter sehr erschwerten Bedingungen durchgeführt werden. „Schon jetzt zeichnet sich aber ab, dass sich dieser Trend 2021 so nicht weiter fortsetzen wird“, ist Pfarrer Winkelmann sicher. Denn die Anfragen in allen katholischen Pfarreien nach nachgezogenen Taufen ist mit Ende des zweiten Lockdowns wieder sprunghaft angestiegen.
Ähnlich war das 2020 auch bei den Trauungen. Auch sie waren im vergangenen Jahr zum großen Teil abgesagt und auf das kommende Jahr verschoben worden. Gerade einmal 27 Trauungen konnten 2020 gefeiert werden. Im Vorjahr waren es immerhin noch 87 Trauungen. Bis sich das wieder eingependelt hat, dürfte es allerdings noch bis 2022 dauern. Denn zur Planung großer Hochzeitsfeiern bedarf es bei den Brautpaaren ja meist eines großen zeitlichen Vorlaufs.

Kirchliches Leben ist mehr, als eine Jahresstatistik zeigen kann

Was die Jahresstatistik 2020 leider nicht abbilden kann, das ist das große Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen in den Duisburger Pfarreien, mit dem man seit Ausbruch der Pandemie versucht hat, die Menschen über neue Mittel und Wege zu erreichen. „Und das ist gelungen“, betont Stadtdechant Roland Winkelmann. „Trotz der Aussetzung unserer Gottesdienste und dem weitgehend notwendigen Verzicht auf die unmittelbaren persönlichen Begegnungen war Kirche auch im vergangenen Jahr gemeinsam mit den katholischen Vereinen und Verbänden überall in unserer Stadt nah bei den Menschen. Und das entweder mit dem nötigen Abstand unmittelbar vor Ort in den Quartieren oder digital über die zahlreichen neuen Angebote, die hier kurzfristig mit viel Mut und Kreativität auf den Weg gebracht worden sind“, so Winkelmann weiter.


„Was seit Ausbruch der Pandemie in kürzester Zeit an digitalen kirchlichen Angeboten auf die Beine gestellt worden ist und sich bewährt hat, das findet sich in keiner Statistik wieder. Es zeigt aber, wie lebendig und nah Kirche immer noch bei den Menschen ist.“ Davon ist auch Katholikenratsvorsitzender Daniel Wörmann überzeugt. Die Herausforderung sei nun, nicht wieder zurückzufallen auf das, was vor Corona möglich war. „Die neuen digitalen Formate und Angebote müssen vielmehr parallel weiter aus- und aufgebaut werden“, fordert Daniel Wörmann.

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