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Jetzt erst recht: Podiumsdiskussion über Europas Flüchtlingslager

Alea Horst ist spontan zum Helfen nach Moria gereist und wird per Stream über Lage vor Ort live berichten

Schon am Samstag gingen die ersten Hilfstransporte nach Moria auf die Reise  I  Foto: Bistum Essen
Schon am Samstag gingen die ersten Hilfstransporte nach Moria auf die Reise I Foto: Bistum Essen

Als die Veranstaltergemeinschaft „WeltBlick - Duisburg diskutiert“ Anfang letzter Woche zu ihrer Podiumsdiskussion zur Lage der Flüchtlingslager an den EU-Außengrenzen eingeladen hatte, war noch nicht absehbar, was zwei Tage später passierte: Das Flüchtlingscamp Moria auf Lesbos, wo zuletzt mehr als 12 Tausend Menschen unter erbärmlichen Umständen lebten, gibt es nicht mehr. Nach den verheerenden Bränden am vergangenen Mittwoch leben die Menschen nun zum größten Teil unter Planen auf dem nackten Asphalt von Parkplätzen, ohne Wasser, ohne Nahrung und ohne sanitäre Einrichtungen. „Jetzt müssen wir erst recht die Menschen aufrütteln und seitens der Zivilgesellschaft noch eindrücklicher fordern: Wir brauchen sofort eine menschenwürdige Lösung für die in Lagern an der EU-Außergrenzen ausharrenden Flüchtlinge“, betont Initiator der Veranstaltung Claudio Gnypek vom Gemeindedienst für Mission und Ökumene der evangelischen Kirche im Rheinland.


Gemeinsam mit der katholischen Stadtkirche Duisburg, dem Diakoniewerk Duisburg sowie der Flüchtlingshilfe Duisburg-Neudorf lädt er am kommenden Donnerstag, 17. September um 19.00 Uhr in die Kulturkirche Liebfrauen ein, um gemeinsam mit seinen Gästen über Handlungsoptionen zur schnellen Hilfe in Moria und anderswo diskutieren. Die Anzahl der Gäste ist coronabedingt auf 100 begrenzt, eine vorherige Anmeldung über die Website https://weltblick-duisburg.de unbedingt notwendig.


Auf dem Podium werden erwartet Alea Horst, die vergangene Woche spontan nach Moria gereist ist, um sich dort den Helfern anzuschließen und die per Live-Stream über die Lage in Moria berichten wird, Diakon Stephan Koch, Flüchtlingsbeauftragter der Katholischen Stadtkirche Duisburg und Vereinsvorsitzender der Flüchtlingshilfe Duisburg-Neudorf sowie Becky Fetsch von der Flüchtlingsberatung im Diakoniewerk Duisburg und Rafael Nikodemus, Kirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland. Ebenfalls per Video-Stream zugeschaltet sein wird die EU-Abgeordnete Terry Reintke.

Sozialverbände haben erste Hilfsgütertransporte losgeschickt

Organisiert von kirchlichen Sozialverbänden wie Caritas und Diakonie sind bereits am vergangenen Wochenende erste Hilfstransporte auf den Weg nach Moria gebracht worden, um nach den verheerenden Bränden schnellstmöglich zu helfen. Dabei soll es aber nicht bleiben. Neben dem Versand von Gütern, die vor Ort nicht oder nur sehr schwer zu erwerben sind, leiten die Partner auch Geldspenden an Hilfsorganisationen vor Ort weiter. Damit soll den Menschen auf der Insel der Kauf von Nahrungs- und Lebensmitteln sowie Hygieneartikeln ermöglicht werden.


„Diese kurzfristigen Hilfen sind jetzt notwendig und wichtig, aber das allein darf nicht die Lösung sein“, betont Stadtdechant Roland Winkelmann und verweist auf die Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz kurz nach Bekanntwerden der Brände: „Die mit dem Flüchtlingslager Moria verfolgte Politik der Abschreckung geht auf Kosten der Menschlichkeit“, hatte es da geheißen. Schon seit Langem sei die Situation der Schutzsuchenden auf den ägäischen Inseln und vor allem im überfüllten Lager Moria unerträglich gewesen. Deshalb habe es aus Kirche und Zivilgesellschaft immer wieder deutliche Appelle gegeben, die humanitäre Krise an den EU-Außengrenzen zu überwinden und für eine menschenwürdige Aufnahme der Schutzsuchenden zu sorgen. „Allen Appellen, Initiativen und Warnungen zum Trotz ist aber bislang erschreckend wenig passiert“, betonte Roland Winkelmann.


„Immer noch fehlt es am politischen Willen, eine Lösung im Geist der europäischen Solidarität zu finden“, findet auch Diakon Stephan Koch. „Wir können jetzt nicht mehr darauf warten, dass alle EU-Staaten eine gemeinsame Lösung finden. Wir müssen mit denen handeln, die bereit und in der Lage dazu sind“, fordert er und betont: „Nicht nur bei uns in Deutschland, auch europaweit haben wir unsere Möglichkeiten humanitärer Zuwanderung noch lange nicht erschöpft.“


Um auch Interessierten, die den Besuch von Präsenzveranstaltungen derzeit scheuen, die Möglichkeit zu bieten, der Podiumsdiskussion zu folgen, gibt es am 17. September auch einen Livestream, zu erreichen über folgenden Link: https://weltblick-duisburg.de/europas-fluechtlingslager-wie-sieht-die-situation-der-menschen-an-ihren-grenzen-der-eu-aus/

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