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Corona-Krise bei Telefonseelsorge-Gesprächen immer präsent

Selten geht es aber direkt um die Pandemie

Foto: Evangelischer Kirchenkreis Duisburg
Foto: Evangelischer Kirchenkreis Duisburg

Wie läuft es eigentlich bei der ökumenischen Telefonseelsorge für Duisburg, Mühlheim und Oberhausen? Müssen die Ehrenamtlichen im Telefondienst jetzt nur noch Gespräche über die Coronakrise führen? „Ganz und gar nicht“, sagt die langjährige Mitarbeiterin Frau Z., die zu ihrem Schutz anonym bleibt. „Ich hatte während meiner Dienste eigentlich nur wenige Gespräche bei denen es direkt um die Krise ging.“ Was gesellschaftlich gerade so passiert, läuft aber natürlich im Hintergrund der Telefongespräche immer mit.

 

Frau Z. hatte eine Anruferin, die ihr lebhaft schilderte, wie besorgt sie wegen der Ansteckungsgefahr und der Auswirkungen einer möglichen Erkrankung an Covid-19 sei. Ihr Problem dabei war aber nicht die Angst an sich, sondern die Tatsache, dass ihre Familie im Umgang mit möglichen Gefahrenquellen sehr viel lockerer sei, als sie. Dadurch fühlte sie sich in ihrer Besorgnis allein und nicht recht ernst genommen.


Das geht nicht allen so. Für manche hält die Krisenzeit mehr Bestätigung bereit, als sie sonst bekommen. Manche Anrufer, die sich zu anderen Zeiten mit ihren Ängsten sehr isoliert fühlen, spüren in der Krise sogar eine gewisse Entlastung, weil eben alle anderen Menschen auch besorgt sind. Dadurch fühlen sie sich im Moment besser verstanden als sonst.


 „Wir Telefonseelsorger sind ja jetzt ebenfalls in der ungewöhnlichen Lage, dass wir äußerlich gesehen genau dieselben Probleme haben, wie die Menschen, die hier anrufen“, sagt Frau Z. nachdenklich. Deshalb müssen die Mitarbeitenden besonders darauf achten, die eigene Befindlichkeit zurückzunehmen und im Gespräch ihre persönliche Situation von der ihrer Anrufer abzugrenzen. Olaf Meier, der Leiter der Telefonseelsorge, sieht seine Hauptaufgabe im Moment auch deshalb in der Seelsorge an den Mitarbeitenden. „Wir haben jetzt bewusst eine größere Begegnungsdichte als sonst, ich frage nach den Diensten bei allen explizit nach: Wie geht es dir selber denn gerade, kommst du zurecht?“, erzählt er.


„Wir mussten tatsächlich keinen einzigen Dienst ausfallen lassen“, sagt Meier und ist doch ziemlich stolz auf die Flexibilität der Mitarbeitenden. Für alle Ehrenamtlichen aus einer der Risikogruppen, die besser zuhause bleiben sollten, fanden sich andere bereit und übernahmen deren Schichten. So blieb die TS erreichbar. Meier weiß aus Erfahrung, dass nicht alle Menschen nach einer Krise ihren Alltag unverändert wieder aufnehmen können. Für viele wird nicht alles gut, es bleiben Gefühle von Verunsicherung und Bedrohung zurück. Bei der Telefonseelsorge hält man sich bereit, die Leute zu unterstützen, die nicht von alleine aus ihrem Krisenmodus herausfinden. Dafür braucht es stetigen Nachschub für die 120 ehrenamtlichen Mitarbeiter der Telefonseelsorge.

 

Im August startet eine neue Ausbildungsgruppe für zirka zwölf Teilnehmende. Zuvor gibt es einen Auswahltag am  Samstag, dem 11. Juli. Interessierte können nähere Informationen auf der Internetseite www.telefonseelsorge-duisburg.de erfahren oder im Büro der Telefonseelsorge anrufen unter 0203/22657.


Text: Sabine Merkelt-Rahm

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