· 

St. Barbara lud zum politischen Gottesdienst

Marc Peñalver, Frank Börner und Martin Linne in der Kirche Stellung diskutierten in der Kirche über Klimagerechtigkeit

Unter Moderation von Dorothea Meilwes (r.) diskutierten nach der Messe v.l. Marc Peñalver, Frank Börner und Martin Linne über Klimagerechtigkeit
Unter Moderation von Dorothea Meilwes (r.) diskutierten nach der Messe v.l. Marc Peñalver, Frank Börner und Martin Linne über Klimagerechtigkeit

Philippinisches Pancit mit Nudeln, Gemüse und Schweinefleisch zu Mittag, eine Messe über weltweite Klimaschutz-Verantwortung, dazu Gäste von den Philippinen, aus dem Landtag, der städtischen Verwaltung und dem Bistum Essen in Röttgersbach in einer sehr regen Diskussion über weltweite Klimaschutz-Verantwortung im Anschluss an die Messe - das alles erlebte, wer am vergangenen Sonntag, 3. April den Gottesdienst am Kirchenstandort St. Barbara in Duisburg-Röttgersbach besuchte.

 

Unterwegs für Misereor informierte Philippino Marc Peñalver, Vorsitzender der Umwelt- und Nichtregierungsorganisation IDIS auf der Insel Mindanao bereits im Gottesdienst über Menschen, die auf Mindanao ihre Heimat und Ackerland durch Überflutungen verloren. Zudem bot eine Schola um Pastoralreferentin Sr. Mariotte Hillebrand am Piano Kirchenmusik in der Sprache der Ureinwohner des Landes. Auch eine folgende Diskussion mit Stadtentwicklungs-Dezernent Martin Linne (Duisburg) und Frank Börner (SPD-Mitglied im Landtags-Umweltausschuss) unter Moderation der Referentin für weltkirchliche Arbeit im Bistum Essen, Dorothea Meilwes verdeutlichte, dass ein grundsätzlicher Wandel hin zu Klimaschutz und bewusstem Konsum unverzichtbar für weltweite Gerechtigkeit sei.

Mit Bezug zur Klimakatastrophe wurde Peñalver konkret und benannte Ursachen. „Große Städte sind weltweit heute stark verantwortlich für den steigenden Ausstoß von Schadstoffen. Durch Erwärmung von Regionen und Ländern sind Menschen wie auch bei uns gefährdet“. „Unsere Aufgabe ist es, andere Menschen zum Handeln vor Ort zu gewinnen“, reagierte er auf eine Frage, was privat und was politisch zu verändern sei. „Die Einhaltung politisch geschlossener Verträge muss weltweit auch mit Druck durchgesetzt werden, damit das Leben von Menschen geschützt ist.“

„Die Welt ist eins“, erinnerte auch Dorothea Meilwes an die gemeinsamen Herausforderungen. Sie könnten nur zusammen von allen Nationen des globalen Nordens und Südens gestemmt werden. Die Moderatorin fragte Martin Linne auch nach der für Duisburg drängendsten ökologischen Aufgabe. Der Stadtentwicklungs- und lange auch Umwelt-Dezernent verwies auf klimapolitisch moderne Deichbau-Konzepte. „Wir müssen am Rhein noch mehr Raum für versickerndes Wasser aus Überschwemmungen schaffen.“ Deiche müssten dafür zurückverlegt werden. „Das ist klimapolitisch eine der bedeutendsten Aufgaben, auch wenn es öffentlich vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit dafür gibt.“

 

Frank Börner (SPD) erinnerte an die geplante Stahlproduktion mit Energie aus Wasserstoff, was voranschreite. „Wir brauchen dafür 7000 Windräder, um in Deutschland klimafreundlich Strom zur Herstellung von Wasserstoff bereitzustellen“. Auch die bisher nicht finanzierte und genehmigte Tunnellösung für den sechsspurigen Ausbau der Stadtautobahn 59 von der Stadtmitte in den Norden empfahl Börner. Hier kann nach seiner Ansicht ein grünes Band auf dem Tunneldeckel das Stadtklima verbessern. „Es nähme auch Radwege auf, die Berufspendlern Fahrten anderer Art in die Innenstadt eröffnen.“

 

Auch Marc Peñalver engagiert sich mit IDIS in der 1,8 Millionen-Menschen-Stadt Davao City auf der bevölkerungsreichen philippinischen Insel Mindanao für Grünflächen, naturnahe Gewässergestaltung, Radwege und Radeln. Von Misereor nach Deutschland eingeladen, zog er in St. Barbara ein Fazit der Diskussion, das viele bewegte. „Egal ob auf den Philippinen, in Bangladesh oder in Deutschland: Wir müssen Privatpersonen, Unternehmen und die Politik im Kampf für Klimaschutz motivieren und mit kreativem Handeln auf die Füße treten.“ Schließlich seien Menschen heute überall verantwortlich dafür, „was sie tun und was sie konsumieren.“

 

Peñalver forderte Unterstützung für weniger entwickelte Länder durch die Industrieländer des „globalen Nordens“. „Klimagerechtigkeit meint, dass wir Entwicklungen zu mehr sinnvoller Lebensqualität, Ökologie und Industrialisierung jetzt nicht stoppen, nur weil die Philippinen und andere Öko-Investitionen vielfach nicht bezahlen können.“ Der Norden habe seine industrielle Entwicklung oft auf Kosten der Natur vorangetrieben und müsse solche Schäden deshalb in Zukunft mit verhindern. „Der weltweite Klimawandel muss von diesen Ländern engagiert und deshalb auch außerhalb eigener Grenzen bekämpft werden.“

 

Text und Fotos: Ulrich Wilmes, Kommunikationsbeauftragter kath. Pfarrei St. Johann

Kommentar schreiben

Kommentare: 0