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Kirchenboot St. Nikolaus kehrte zum Hafenfest zurück nach Duisburg

400 Kilometer Anreise für einen Besuch im alten Heimathafen

Ein Schiff auf Heimatbesuch: Zum Hafenfest in Duisburg-Ruhrort war das Kirchenschiff St. Nikolaus zurück in seinen ursprünglichen Heimathafen gekommen. Gäste konnten das ehemalige Kirchenschiff am Wochenende besichtigen und eigentlich auch Rundfahrten mit dem Schiff unternehmen. Nur der Rheinpegel ließ es leider nicht zu...

 

Das knapp 15 Meter lange Schiff, dass jahrzehntelang im Auftrag der Schifferseelsorge des Bistums im größten Binnenhafen der Welt unterwegs war, hatte an der Uferpromenade in Ruhrort nahe der ehemaligen Schifferbörse festgemacht. Dort liegen beim Hafenfest immer die historischen Schiffe, Hafenrundfahrten starten von dort und auch der Kunstmarkt öffnet dort seine Holzbuden.

 

Eigentlich liegt die St. Nikolaus seit mehr als einem Jahr in einem Museumshafen in Bremen-Vegesack. Doch in diesem Jahr haben sich die neuen Besitzer Clemens Rittel und Bärbel Dargel auf den weiten Weg nach Duisburg gemacht, um endlich beim Hafenfest dabei sein zu können. Knapp zwei Wochen haben sie für die 400 Kilometer Fahrt über Flüsse und Kanäle über Oldenburg, Haren, Datteln und Oberhausen gebraucht. „Eigentlich wollten wir über den Wesel-Datteln-Kanal nach Duisburg kommen und der Werft des Schiffes noch einen Besuch abstatten“, sagt Clemens Rittel. „Aber der niedrige Wasserstand hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

 

Überhaupt: Der Rheinpegel war5 ständiges Thema rund um das Hafenfest. Die St. Nikolaus hatte die letzte Nacht in der Marina im Innenhafen verbracht, wo nur noch die sprichwörtliche Handbreit Wasser unterm Kiel war. „Noch ein paar Zentimeter weniger und wir hätten nicht kommen können“, sagt Rittel, der den Pegelstand ständig im Blick behielt, damit er mit seiner Frau Anfang der Woche die Rückreise antreten kann.

Fotos: Bistum Essen

Dass die St. Nikolaus wieder zu Hause ist, hat sich schnell in Ruhrort und Umgebung herumgesprochen. Die beiden Duisburger Heinz Wollhöfer und Rolf Fabritius sind am Donnerstag an der Uferpromenade und blicken auf die St. Nikolaus herab. „Da kommen Erinnerungen hoch“, sagt Heinz Wollhöfer (86), der früher oft an Bord war. „Wir sind mit dem Schifferseelsorger Werner Paquet und der Pfarrei-Jugend viel unterwegs gewesen. „Mit den Pfadfindern sind wir zum Baldeneysee gefahren oder nach Datteln zur Hafenkirmes. Und mein Sohn hat auf der St. Nikolaus sogar in der Fernsehserie ‚MS Franziska‘ einen Messdiener gespielt.“ Und manchmal habe das Kirchenschiff auch einfach nur als ausgelagerter Pfarrsaal gedient. Rolf Fabritius (76) erinnert sich: „Wir waren auch öfter bei der Nikolaus-Schiffsprozession in Assmannshausen. 560 Kilometer den Rhein rauf!“, sagt der Duisburger. „Wenn die Messe an Bord zu Ende war, dann haben wir über die Lautsprecher die Kirchenglocken läuten lassen und sind damit über den Rhein gefahren.“

 

In den kommenden Tagen will sich Wollhöfer, der selbst 10.000 Seemeilen auf Segelbooten zurückgelegt und auch auf Werften gearbeitet hat, unbedingt die St. Nikolaus von innen ansehen: Was hat sich geändert? Was ist geblieben? Zusammen mit den neuen Besitzern geraten die beiden schon an der Uferpromenade ins Fachsimpeln, vergleichen alte Fotos und blättern in Büchern. Und bevor die St. Nikolaus am Wochenanfang wieder abfährt steht noch ein Besuch in der St.-Maximilian-Kirche an. „Ich will mir unbedingt noch das Relief vom Heiligen Nikolaus, das früher wie eine Galionsfigur am Bug des Schiffes montiert war, in der Kirche ansehen”, sagt Rittel.

Text: Simon Wiggen, Bistum Essen


Das Kirchenschiff St. Nikolaus

Die St. Nikolaus war als fahrendes Gotteshaus konzipiert: Vorne befand sich eine kleine Küche und der Steuerstand, dahinter ein heller Kirchraum, in dem bis zu 50 Gläubige Platz fanden. Von 1964 bis 2011 war die St. Nikolaus in der Schifferseelsorge im Bistum Essen im Einsatz. Danach diente sie fünf Jahre lang als schwimmender Seminarraum einer Segelschule in Idensen am Mittellandkanal. Nachdem sie 2016 im Hafen versank, wurde sie gehoben, nach Duisburg überführt und dort aufwändig renoviert, bevor die neuen Besitzer Clemens Rittel und Bärbel Dargel das Schiff 2020 kauften. Neuer Heimathafen ist seitdem Bremen-Vegesack.

 


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