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Reges Leben im Suitbertushaus in Wanheim

Nach Kirchenschließung wurde Gemeindehaus spirituelles und soziales Zentrum

Im neuen Andachtsraum im St. Suitbertushaus fehlt es an nichts.
Im neuen Andachtsraum im St. Suitbertushaus fehlt es an nichts.

„Es geht weiter. Wie? Anders!“ – Das ist das fast schon trotzige Motto in der Pfarrei St. Judas Thaddäus. Die katholische „Pfarrei ohne Grenzen“ im Duisburger Süden steht aktuell vor der großen Herausforderung, an vielen Standorten Kirchengebäude aufgeben zu müssen. So auch in Wanheim, wo am 21. November 2021 in der Kirche St. Suitbert der letzte katholische Gottesdienst gefeiert wurde. Dennoch geht das katholische Gemeindeleben in Wanheim weiter – anders, aber nicht weniger lebendig – im Suitbertushaus an der Molbergstraße 10.

 

„Wenn eine Kirche geschlossen wird, ist das zwar traurig, aber nicht das Ende der Welt“, findet Hannelore Haßelkamp, eine der ehrenamtlich Aktiven aus St. Suitbert, die keineswegs bereit war, den Kopf in den Sand zu stecken, als klar wurde, dass „ihre Kirche“ künftig das Gotteshaus der rumänisch-orthodoxen Gemeinde werden würde. „Wir alle sind Kirche, nicht das Gebäude“, meint sie und diese Überzeugung teilt die seit über 40 Jahren ehrenamtlich in ihrer Gemeinde Aktive mit vielen anderen Katholiken in Wanheim. Gemeinsam haben sie einen Förderverein gegründet, einen Überlassungsvertrag mit der Pfarrei St. Judas Thaddäus geschlossen und alles daran gesetzt hat, das unmittelbar neben der Kirche gelegene Gemeindehaus zu einer neuen lebendigen Stätte der Begegnung in Wanheim umzubauen. Und sie haben es geschafft. Das Suitbertushaus ist heute ein spirituelles und soziales Zentrum in Wanheim, in dem Glaubensleben, Begegnung und Alltagsbegleitung eine selbstverständliche Einheit bilden.

Herzstück im Suitbertushaus ist der neue Andachtsraum

Erste Messe im neuen "Kapellchen" mit Pfarrer Roland Winkelmann
Erste Messe im neuen "Kapellchen" mit Pfarrer Roland Winkelmann

Herzstück des Hauses ist der neu geschaffene Andachtsraum – viele nennen ihn auch das „Kapellchen“ unmittelbar neben der öffentlichen katholischen Bücherei, die erhalten bleiben konnte. Dort wird seit vier Wochen jeden Mittwoch um 10 Uhr Gottesdienst gefeiert. Bevor es aber so weit war, waren erhebliche Umbaumaßnahmen nötig. Denn für einen ausreichend großen Gottesdienstraum musste erst einmal aus zwei Räumen ein größerer geschaffen, Böden und Wände erneuert werden. Und es entstanden – sozusagen als „I-Tüpfelchen“ – aus einfachen Glasfenstern mittels einer Folierung stilisierte Kirchenfenster in Anlehnung an die Fenster von St. Suitbert.

Eine kleine Orgel sorgt für stimmungsvolle Gottesdienste
Eine kleine Orgel sorgt für stimmungsvolle Gottesdienste

Auch in die Inneneinrichtung der Kapelle ist viel Herzblut geflossen. Es fehlt an nichts: Ausreichende Bestuhlung, der schöne Seitenaltar aus der ebenfalls aufgegebenen St. Joseph-Kirche in Wedau, die kleine Madonna aus St. Suitbert, Kerzenständer, Ambo – an alles wurde gedacht. Selbst eine Orgel steht in der kleinen Kapelle. Die hat Kirchenmusiker Ulrich van Ooy günstig von einer evangelischen Gemeinde aus Flotho kaufen können. Auf dem Altar liegt ein großes dickes Gebetbuch, das sogenannte Lektionar, das Tag für Tag auf der jeweils aktuellen Seite der Schriftlesung aufgeschlagen ist. Gleiches gilt für das ebenfalls mit aus St. Suitbert in den Andachtsraum umgezogene Totenbuch. Dort wird schon seit vielen Jahren akribisch für jeden Kalendertag vermerkt, wer aus der Gemeinde wann und in welchem Alter gestorben ist. Ein Buch, das viele immer wieder gerne in die Hand nehmen, darin blättern und derjenigen gedenken, die man vielleicht noch gekannt oder von denen man gehört hat.

 

„Es ist eine heimelige warme Gemeinschaft, die sich hier jede Woche zum Gottesdienst trifft“, berichtet Hannelore Haßelkamp von den ersten Wochen seit der Eröffnungsmesse mit Pfarrer Roland Winkelmann am 4. Mai. Rund 25 Gläubige kommen jede Woche zum Gottesdienst. Es waren aber auch schon bis zu 40 Besucher da. Die passten dann gar nicht alle in den Kapellenraum, sondern standen bei geöffneter Tür in der Bücherei und feierten von dort aus mit.

Feierliche Eröffnung soll am 24. September sein

Einer der Sitzungs- und Begegnungsräume im Suitbertushaus
Einer der Sitzungs- und Begegnungsräume im Suitbertushaus

Neben Andachtsraum und Bücherei gab und gibt es im Suitbertushaus mehrere große Sitzungsräume und eine Küche, die auch weiterhin von der Gemeinde genutzt werden können. Und das nicht nur für Besprechungen, sondern zum Beispiel auch für den wöchentlichen Offenen SeniorenTreff der Caritas und durchaus auch für private Zusammenkünfte oder Feiern. Selbst an Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen wurde mit barrierefreien Zugängen ins Haus und einer behindertengerechten Toilettenanlage gedacht. Ein weiterer Raum muss noch renoviert werden. Der soll aber spätestens am 24. September fertig sein. Denn dann wird das umgebaute Suitbertushaus feierlich eröffnet.

 

Im Untergeschoss des Suitbertushauses – dort, wo früher die Jugendräume waren – ist die „Familienhilfe vor Ort“ der Caritas eingezogen. Der „Untermieter“ Caritas ist für das Suitbertushaus ein echter Glücksfall, findet Hannelore Haßelkamp. Denn erst so könne gewährleistet werden, dass tagsüber die Türen im Suitbertus immer offen stehen und bei Bedarf auch das „Kapellchen“ außerhalb der üblichen Öffnungszeiten aufgeschlossen werden kann, wenn Gläubige zum Gebet vorbeischauen. „Das macht dann mit großer Selbstverständlichkeit die Kollegin der Caritas“, freut sich Hannelore Haßelkamp.

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