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Katholiken in Duisburg werden immer weniger

Fast zweitausend Menschen in Duisburg haben im letzten Jahr ihrer Kirche den Rücken gekehrt

In der vergangenen Woche haben das Bistum Essen und das Bistum Münster zeitgleich mit allen deutschen Bistümern sowie der evangelischen Kirche ihre kirchliche Jahresstatistik für 2022 herausgegeben. Sie zeigt auch für Duisburg: Der Trend der stetig steigenden Kirchenaustritte geht unaufhaltsam weiter. Stadtweit haben im letzten Jahr insgesamt 1.973 Duisburger Katholiken ihrer Kirche den Rücken gekehrt. Das sind 766 mehr Austritte als im Jahr 2021. Insgesamt zählte die katholische Kirche in den acht Duisburger Pfarreien – vier gehören zum Bistum Essen und vier zum Bistum Münster – Ende letzten Jahres 118.925 Mitglieder. Im Jahr 2021 waren es noch 122.791 Menschen, die der katholischen Kirche angehörten.

 

Wie es zu diesem weiterhin sehr deutlichen Mitgliederschwund kommen konnte und was man dem entgegensetzen will, darüber sprachen Duisburgs Stadtdechant (kom.) Pfarrer Andreas Brocke und der Katholikenratsvorsitzende Daniel Wörmann am 4. Juli mit STUDIO 47. Daniel Wörmann brachte seine Ursachenanalyse dabei so auf den Punkt: „Kirche muss lebensrelevant sein für die Menschen. Wenn sie das nicht schafft und gleichzeitig mit Missbrauch und mangelnder Reformbereitschaft in den Medien steht, dann werden Kirchenaustritte auch weiterhin an der Tagesordnung sein. Ich erwarte als Laie da deutliche Veränderungen.“

 

Auch Pfarrer Andreas Brocke glaubt, „dass viele Menschen die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle als sehr stockend erleben und den Eindruck haben, dass die Betroffenen hierbei nicht so im Blick sind, wie es notwendig wäre.“ Er betont aber auch: „Wir müssen uns sehr selbstkritisch fragen, was das für uns bedeutet und was wir tun können, damit unser Wirken für die Menschen in unserer Stadt deutlicher wird.“ Neben der nun auf jeden Fall notwendigen Analyse der Austrittszahlen zum Beispiel im Hinblick auf das Alter der Ausgetretenen und der Sozialstruktur, in der sie leben, ist für ihn aber noch etwas anderes bedeutsam: „Wir müssen in Zukunft sehr genau darauf schauen, ob die Menschen den Eindruck haben, Kirche beantworte Fragen, die sie sich gar nicht gestellt haben, für sie wichtige Fragen aber nicht.“

 

Eher zufriedenstellend bewerten Brocke und Wörmann dagegen andere Werte der Jahresstatistik. Zum Beispiel den Anstieg an Taufen (604/739) in allen acht Pfarreien Duisburgs und die vermehrte Zahl von Kindern, die 2022 zur Erstkommunion gegangen sind (589/771). „Auch die Anzahl der kirchlichen Trauungen ist um über 70 Prozent (74/127) deutlich gestiegen“, so das zufriedene Resümee der beiden.


Stadtdechant (kom.) Andreas Brocke und Daniel Wörmann (Katholikenratsvorsitzender) zu Gast bei STUDIO 47


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Jahresstatistik 2022 der katholischen Kirche in Duisburg
Jahresstatistik-Duisburg_2022.pdf
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