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"Gibt es eine katholische Mathematik?"

Kollegium am St. Hildegardis-Gymnasium fragt sich beim pädagogischen Arbeitstag: Was macht eine katholische Schule eigentlich aus?

Ende Januar befasste sich das Kollegium am Duisburger St. Hildegardis-Gymnasium einen Tag lang mit der Frage, was eine katholische Schule eigentlich ausmacht. Das Impulsreferat hielt Dr. Paul Platzbecker vom Institut für Lehrerfortbildung. Für die Schüler*innen war der Tag ein Studientag mit Aufgaben für zuhause.

 

„Gibt es eine katholische Mathematik?“ Diese provozierende Frage stellte Privatdozent Dr. Paul Platzbecker in seinem Vortrag. Platzbecker ist Fachmann für diese und ähnliche Fragen, er leitet das Institut für Lehrerfortbildung (IFL); eine Institution der katholischen Bistümer in NRW. Mehrfach legte der Referent bei seinem Vortrag den Finger in die Wunde: Was unterscheidet eine katholische Schule eigentlich noch von staatlichen Schulen? Wieso sollten Eltern ihre Kinder auf eine kirchliche Schule schicken? Gerade angesichts der Vertrauenskrise, in der sich die Kirche momentan befinde. Platzbecker trat dafür ein, wieder mehr christliches Profil zu wagen. In jedem Fach müsse die sogenannte katholische Eigenprägung deutlich werden.

 

In Religion stelle dies natürlich kein Problem dar, in Mathematik oder Sport stünden die Fachschaften vor größeren Herausforderungen, eine christliche Perspektive einzubringen. Alleingelassen müssten sich die kirchlichen Schulen bei dieser Arbeit aber nicht fühlen. Das IFL unterstütze die katholischen Schulen, indem es nach und nach Hilfen zu den Fächern anbiete. Erstellt werden diese Hilfen unter Beteiligung der katholischen Schulen in den jeweiligen Bistümern. Dr. Platzbecker zollte hier den Essener Bistumsschulen Respekt. Diese haben sich des Faches Mathematik angenommen. Auch eine Lehrerin vom St. Hildegardis-Gymnasium hatte daran mitgearbeitet.

 

Konkretisiert wurde vor den Lehrenden das Konzept der katholischen Eigenprägung am Beispiel des Faches Erdkunde. Hier könne unter anderem auf die Schöpfung eingegangen werden. Schöpfung sei etwas anderes als Natur. Wer von Schöpfung spreche, denke schon einen Schöpfer mit, lasse sich auf das Experiment ein zu überlegen, wie sich dadurch auch die Sicht auf die Welt ändere - und dies, ohne die Komplexität des Faches zu reduzieren, ohne es katholisch zu „kapern“; aber auch ohne das Katholische als „Sternchenthema“ auszuweisen; also als Thema, dass in dem Fach behandelt werde, wenn die Zeit es noch zulasse.

 

Nach vier Stunden Vortrag hatte das Kollegium nicht alle Antworten und Lösungen erhalten, aber alle Fachschaften gingen mit den richtigen Fragen an ihre Arbeit an zukünftige Lehrpläne der Schule. Und die Frage nach der katholischen Mathematik? Ja, es gibt sie! So beschäftigen sich auch die Mathematikkurse und -Klassen am SHG mit der Achtung vor der Schöpfung und ethischen Fragen. Berechnet wird beispielsweise, wieviel Platz ein Huhn in einer Legebatterie hat und wie viel es haben müsste, um artgerecht gehalten zu werden.

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