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Bläsersymphonie nimmt Schwung auf

Proben zwischen Grün im historischen Kreuzgang

An der Hamborner Abtei proben Musiker vieler Generationen im konzertanten Ensemble unter Folkwang-Dirigent Jan Philipp Arendt  l  Foto: Kath. Pfarrei St. Johann
An der Hamborner Abtei proben Musiker vieler Generationen im konzertanten Ensemble unter Folkwang-Dirigent Jan Philipp Arendt l Foto: Kath. Pfarrei St. Johann

Zwischen das abendliche Glockengeläut im sommerlichen Abtei-Kreuzgang mischen sich Einspiel-Töne von über 20 Musikern. Aber bis zur Probe im historischen Ambiente des Innenhofs an der Klosterkirche St. Johann ist für die neu gegründete Bläsersymphonie an der Abtei jetzt noch Warten angesagt. Erst als die Glocken verklingen, füllen die Musizierenden aus Duisburg, Oberhausen und vom Niederrhein das grüne Hof-Areal zwischen den Wandelgängen der Abtei mit konzertanter Bläsermusik. Es sind Frauen und Männer von 25 Jahren bis ins Rentenalter, eine junge Mutter hat auch ihren Säugling mitgebracht. Musik fasziniert sie alle und bereits jetzt einige Zuhörer. Die lauschen dem Zusammenspiel auf Klarinetten, Fagotts, Oboen sowie bei Saxophon-Klängen und mehr.


Doch der Probenstart war lange ein Projekt mit Hindernissen. Seit März 2020 scheiterten zwei Anläufe pandemiebedingt; jetzt ist es die dritte Probe der mit konzertanten Musiker(-innen) besetzten Bläsersymphonie. Zwischen den Rundbögen am Kreuzgang und unter Stämmen und Zweigen seines ,,Hainbuchendachs“ wollen die Musiker als Ensemble bald und dauerhaft ihre Heimat finden. Das geht auf Vereinbarungen der Bläsersymphonie unter Folkwang-Musiker und Dirigent Jan-Philipp Arendt (Essen) und der Abtei mit Abt Albert Dölken zurück. Diese Übereinkunft von Anfang 2020 wird jetzt aller Hindernisse im Lockdown eine Win-Win-Situation. Denn Arendts Musikerinnen und Musiker sind für das Spiel jenseits von Marsch- und guter Festmusik begeistert: Sie suchten einen Ort für ihre Aufführungen und Proben und fanden ihn. Als Arendt und Ensemble-Mitinitiator Holger Heckes (Oberhausen) in Hamborn bei den Hamborner Prämonstratenser anfragten, stellten die Chorherren schnell einen Proben-Platz vor Ort - und in Kalendern der Klosterkirche zur Verfügung. Die Pfarrei St. Johann und die Abtei haben damit die Chance, ihr bekanntes Orgel-, Vokal und Serenaden-Musikprogramm um ein hochwertiges Bläserinnen-Ensemble sowie rein bläserisch konzertante Auftritte zu bereichern.


Bei den Sommer-Proben nach der Stille der Pandemie stehen für das bereits wachsende Ensemble jetzt die ,,Arche Noah", Melodien des niederländischen Meisters Bert Appermont, aber auch ein Bläser-Arrangement mit Elementen aus Grönemeyer-Songs auf dem Programm. Bei der ,,Arche“ über Noahs biblische Rettung von Mensch, Tier und göttlicher Schöpfung können Zuhörer sich musikalisch an die Sintflut mit ihrem menschlichen Kampf ums Überleben erinnern. Nah an den historischen Kreuzgang-Säulen und an Gräber der Abtei setzt dabei im Hof auch ein Schlagzeuger Rhythmen. Über den Raum der Open-Air-Probe hinweg fliegen unter Arendts Regie phantasiereiche Rhythmen- und Tonbilder des jungen Ensembles. Im Zusammenspiel können sich Zuhörende auch an Wogen und das Brausen der Sintflut erinnern.


Dass die Musik zu dieser biblischen Katastrophe auch heute an Überleben und viele Leiden in der Pandemie erinnern kann, darüber denkt bei den Proben niemand im Ensemble nach. Stattdessen zählt unter Jan-Philipp Arendt das Zusammenwachsen der temperamentvoll aufspielenden Bläsersymphonie. ,,Jede und jeder muss sich dafür einbringen und sein Können dem Ganzen und den Impulsen des Dirigenten unterordnen", sagt Klarinettist Holger Heckes. Unter dem Regiestab des jungen Vaters, Posaunisten und Instrumentallehrers Arendt werde das gelingen.

Nach klassischer Musik, modernen Werken und speziellen Bläser-Arrangements ertönen später im Kreuzgang die unterhaltend arrangierte Grönemeyer-Töne in einer anregenden Collage rund um ,,Männer", ,,Mensch" und mehr. Über die Proben hinaus verfolgen Arendt und Heckes verfolgen ein ambitioniertes Ziel. Der Oberhausener Klarinettist: "Wir suchen im westlichen Ruhrgebiet und am Niederrhein Menschen, die Instrumentalunterricht, Talent und Freude am Spiel haben.“ Wenn alles klappt, sollen nach ihrem Konzept schon in zwei Jahren bis zu 50 Musiker zusammenwirken. "Wir lechzen nach der dritten Welle der Pandemie jetzt doch alle nach mehr Kunst und Kultur." In der wunderschönen Kreuzgang-Atmosphäre und an anderen Orten werde man schon in ein paar Jahren Musik an Rhein und Ruhr noch vielfältiger machen und die Region mit dem neuen Ensemble bereichern.

Aktuell arbeiten die Musizierenden im Kreuzgang immer donnerstags auf ihren Auftritt am 29. August bei der offiziellen Gründung von Bläserensemble und des neuen Musikkollegs an St. Johann hin. Am Abteizentrum werden sie dann – geringe Inzidenzen vorausgesetzt – spielen. Musik und die Neugründungen von Ensemble und Kolleg öffnen für Pfarrer Abt Albert Dölken von St. Johann, Tore zu vielen Menschen. ,,Musik kann sie mit all ihren Fähigkeiten und Angeboten rund um Instrumentalunterricht, Chorsingen, Tanz und Bewegung im Musikkolleg verbinden.“ Im vielfältig geprägten Hamborn will St. Johann Talente entwickeln und Spaß fördern. Der Abt: "Als Kirche und auch durch die Musik sind wir unabhängig von Herkunft und Bekenntnis für alle Menschen offen."

 

Text: Ulrich Wilmes, kath. Pfarrei St. Johann Duisburg-Hamborn


Infos zur neuen Bläsersymphonie an der Abtei gibt Jan-Philipp Arendt unter jparendt@posteo.de. Das Musikkolleg tritt Anfang August mit Flyern und weiteren Informationen an die Öffentlichkeit.

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