Café in der ehemaligen Krypta von Liebfrauen in Bruckhausen soll Schmelztiegel gelungener Nachbarschaftshilfe werden

In Duisburg-Bruckhausen ist in der vergangenen Woche ein neues Projekt der Duisburger Werkkiste an den Start gegangen, das Vorbild gelungener sozialer Arbeit weit über die Grenzen Duisburgs
hinaus haben könnte. Denn am 11. Juli wurde in der ehemaligen Krypta der Liebfrauen Kirche an der Schulstraße nach umfangreichen Umbauarbeiten ein neues barrierefrei erreichbares
Nachbarschaftscafé mit Namen MA(H)LZEIT eröffnet. Sein ehrgeiziges Ziel: Ausbau der Krypta zu einem Schmelztiegel nachbarschaftlicher Vernetzung und Hilfe zur Selbsthilfe. Auch Beigeordneter
Thomas Krützberg und Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann waren vor Ort und gratulierten Norbert Geier und seinem Team zum gelungen Start.
„Mahlzeit“ heißt im Ruhrgebiet so viel wie „Guten Appetit“ zur Mittagszeit. Und das will die neue Stadtteilküche in Bruckhausen den Menschen im Duisburger Norden auch an erster Stelle sein: ein
Ort, wo man von Montags bis Freitags zwischen 12.00 und 14.00 Uhr für kleines Geld eine gesunde Mahlzeit bekommen und die man gemeinsam mit einem herzhaften „Guten Appetit“ genießen kann.
Bedürftige zahlen hierfür 1,50 €, für alle anderen kostet das Mittagessen 3,50 €.
MA(H)LZEIT will aber noch mehr sein. Hier soll ein Ort entstehen, wo sich die Besucher „mal Zeit“ nehmen: Für sich und für andere. „Es geht darum, die Menschen nicht nur mit einem Mittagessen zu
versorgen, sondern sie hier zu versammeln und ihnen Impulse zu geben, ihre eigenen Perspektiven zu überdenken und gemeinsam für sich und für den Stadtteil etwas zu tun“, betonte der Leiter der
Duisburger Werkkiste, Norbert Geier am Eröffnungstag.
Flankierende Angebote machen Mut für "Hilfe zur Selbsthilfe"
Den Gästen von MA(H)LZEIT zur Seite stehen die beiden Projektleiter Küchenchefin Dzenana Hegemann und Sozialpädagoge Christoph Huxohl. Beide hatten sich bereits im Vorfeld der Eröffnung Gedanken
darüber gemacht, was sie ihren Gästen in einem ersten Schritt an flankierenden Angeboten machen könnten, die sie in ihrem eigenen Leben weiter- und als Nachbarn zusammenbringen könnten.
Entstanden ist so ein erster Flyer mit den drei thematischen Schwerpunkten „gesunde Ernährung bei geringem Budget“, „Hilfen in der digitalen Welt“ (zum Beispiel wenn es um Arbeitssuche oder
Bewerbungen mittels Smartphone geht), und „Bewegung“. Die Palette könnte hierbei vom gemeinsamen Spaziergang durch den Stadtteil, zum Markt oder in den Park bis hin zu gemeinsamen sportlichen
Aktivitäten reichen.
Das Angebot soll aber noch weiter ausgebaut werden, um möglichst viele unterschiedliche Bevölkerungsgruppen anzusprechen. Norbert Geier denkt zum Beispiel an junge Mütter, die sich hier zum
Frühstück treffen könnten, wenn ihre Kinder in Kita oder Schule sind. Auch die Zuwanderer aus Ost-Europa hat er im Blick. Zum Beispiel die vielen Männer, die sich bislang am Abend eher auf der
Straße treffen. Für sie könnte er sich ein spezielles Abend-Angebot vorstellen, das ihnen Perspektiven eröffnet, wie sie sich in der neuen Heimat integrieren und ihren weiteren Lebensweg aktiv
mitgestalten können. „Wir wollen mit MA(H)LZEIT die Eigeninitiative unserer Gäste wecken, wollen uns aber auch die Sorgen der Menschen anhören und ihnen möglichst Wege aufzeigen, wie sie ihre
Lage verbessern können“, erklärt Christoph Huxohl.
MA(H)LZEIT wird von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert und vom Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik an der Universität Duisburg/Essen (UDE) wissenschaftlich begleitet. Ziel der
Studie ist es, „an der Entwicklung und Erprobung übertragbarer Konzepte und Lösungsansätze für gelingende Beziehungsarbeit in Stadtteilen mitzuwirken“, erläuterte Seminarleiterin Dr. Mojgan
Stegl. Auch das Jobcenter flankiert das Projekt durch zwei Mitarbeitende im Rahmen der Gemeinwohlarbeit und drei weiteren, die sich im sog. „Werkstatt-Jahr“ befinden und als Stadtteilscouts
eingesetzt werden sollen. Außerdem unterstützt die kath. Pfarrei St. Johann das Projekt dadurch, dass sie die Miete für die nötigen Räumlichkeiten als Finanzmittel einbringt.
Fotonachweis: ©Hannes Kirchner
Kommentar schreiben