Abschiedstag wurde trotz aller Wehmut zu einem Fest des Glaubens
„Deine Zeit liegt in Gottes Händen“ – so steht es über dem Portal der Kirche Herz Jesu in Duisburg-Meiderich. Und diese Zeit ist für das Gotteshaus an der Brückelstraße nun abgelaufen. Die Kirche wurde geschlossen. Sie war für die Pfarrei St. Michael wirtschaftlich nicht länger tragbar. Aber auch wenn der Anlass ein trauriger war, so war der Abschiedstag für viele, die sich der Kirche teilweise schon seit Jahrzehnten eng verbunden fühlen, ein ganz besonderer. Er wurde trotz aller Wehmut zu einem Fest des Glaubens.
Höhepunkt des Tages war das feierliche Hochamt am Nachmittag mit anschließender feierlicher Prozession, bei der das Allerheiligste aus Herz Jesu zur Pfarrkirche St. Michael auf der Von-der-Mark-Straße gebracht wurde. Angefangen hatte der Tag des Abschieds aber schon am Vormittag, als zwischen 10 und 12 Uhr in der Kirche eine mit Musik untermalte Bildershow gezeigt wurde. Zu sehen waren dabei Aufnahmen vom Kirchneubau 1953/54, früheren Erstkommunionfeiern und anderen Festen rund um Herz Jesu sowie dem Engagement der Sternsinger von Herz Jesu.
Festhochamt endete mit außergewöhnlicher Prozession
Am Nachmittag dann erlebten rund 90 Gottesdienstbesucher ein letztes Festhochamt in „ihrer Kirche“, bei dem der Schmerz des Abschieds nicht nur in der Predigt von Pfarrer Christian Becker eine wichtige Rolle spielte, sondern auch Thema so manchen Gebets und Musikstücks war. Und dennoch war es eine Messfeier, die geprägt war von der Zuversicht des Glaubens und der Erfahrung, dass auch unter Coronabedingungen festliche Musik im Gotteshaus seine wohltuende Wirkung entfalten kann.
Womit aber niemand gerechnet hatte, das war das, was die Festgemeinde und all jene, die wegen der coronabedingten Begrenzung der Besucheranzahl vor der Kirche ausgeharrt hatten, anschließend erlebten. Denn statt einer eher stillen oder gar von Wehmut erfüllten Prozession von Herz Jesu nach St. Michael entfaltete sich die Wegbegleitung des Allerheiligsten in sein neues Domizil zu einem bunten, lebensfrohen und vor allem lauten Festumzug. Dafür sorgte eine Marschkapelle syrisch-orthodoxer Christen des Vereins Suryoye Ruhrgebiet e.V., deren rund 40 Musiker die Prozession mit ihren Trompetenklängen und Trommelwirbeln zu einem beeindruckenden Zeugnis gelebten Glaubens machten.
Protestanten spendierten als Abschiedsgeschenk Erbsensuppe
An der Pfarrkirche angekommen, endete die Prozession dann mit dem feierlichen Einzug in die St. Michael Kirche, wo die Messdiener und Seelsorger bereits von den Gottesdienstbesuchern erwartet wurden, die mit dem Bus von Herz Jesu nach St. Michael gekommen waren. Die Prozessionsteilnehmer erwartete derweil auf dem Kirchenvorplatz eine weitere schöne Überraschung. Denn die evangelische Kirchengemeinde Obermeiderich spendierte als Abschiedsgeschenk allen Besuchern Erbsensuppe aus der Gulaschkanone. Und so wurde aus der Abschiedsfeier am Ende noch eine richtig schöne Nachfeier, die gleichzeitig schon wie eine kleine Willkommensfeier der bisherigen Gottesdienstbesucher von Herz Jesu in St. Michael wirkte.